Montag, 30. November 2015

XP Days 2015 - was ich mitnehme

Die XP Days letzte Woche waren bisher die beste Konferenz, auf der ich war. Die Organisation hat sehr dazu beigetragen, dass man sich mit vielen Teilnehmern und Speakern austauscht und so seine persönlichen Erfahrungen miteinander teilen konnte.

Viele Tracks, eine Mischung aus Vorträgen und interaktiven Sessions, dazu noch einen Nachmittag lang Open Space: http://www.xpdays.de/2015/programm/

Hier eine Zusammenfassung, was ich von den XP Days mitnehme:

Erkenntnisse


Agile Organisationen


Selbstorganisation ohne Führung, die Vision und Ziele vorgibt, führt zu Konflikten, langen Diskussionen, Divergenz und wirkt nicht effektiv.

Um allen transparent zu machen, was der Rahmen ist, in dem Selbstorganisation stattfinden soll, kann man ein „Wer darf was?“-Board erarbeiten, auf dem Thema, Entscheider, Berater und Information dokumentiert werden. Dieses Board wird bei Änderungen in der Organisation upgedated und hilft auch neuen Mitarbeitern, zu verstehen, was von ihnen erwartet wird und was nicht und vermeidet so Enttäuschungen.

Die Theorie vom Organisation Addiction Cycle geht davon aus, dass schädliches Verhalten in Organisationen nur geändert werden kann, wenn man versteht, warum die Organisation davon abhängig ist. Welche Schmerzen werden mit diesen Verhalten kurzfristig gelindert und wie kann man den Schmerz langfristig beseitigen, damit es keinen Grund mehr gibt, auf dieses schädliche Verhalten zurückzugreifen?

Was ist Agile?


Das wichtigste agile Prinzip ist, dass man sich bewusst ist, dass man nie perfekt agil ist, also agil beherrscht. Man kann sich immer noch weiterentwickeln. Leute, die behaupten, sie haben den perfekten agilen Prozess, haben das Grundprinzip nicht verstanden. Genau wie Leute, die "ihren eigenen agilen Prozess" so implementieren, dass er den agilen Prinzipien widerspricht.

Retros


Kontinuierliche Verbesserung ist kein Ziel, sondern eine Methode um andere Ziele zu erreichen, z.B. weniger Stress, mehr Profit, mehr Produktivität, bessere Planbarkeit, mehr Zeit für Weiterbildung… Es ist wichtig, die konkreten Ziele der Beteiligten zu erarbeiten, damit jeder motiviert ist, noch besser zu werden.

Wie man eine Retro gestaltet, ist stark abhängig vom Team, sowohl Dauer als auch Auswahl der Methoden. Eine mögliche Systematik ist
- Team Dynamik
- Kultur
- Für Konfliktmoderation geeignet?
- Vermeiden wenn...

Methoden


Open Space


Bei den XP Days hab ich das erste Mal bei einem Open Space mitgemacht. Macht Spaß und führt zu viel Erfahrungsaustausch, aber jemand der ein Thema erstellt, ist nicht zwangsläufig ein guter Moderator.

Creative Aikido


Methode, um erstmal möglichst viele Ideen zu einem Problem / Thema zu sammeln.

1. A: „Meine Idee ist…“
2. B: „Danke.“
3. B: „Cool daran ist…“
4. B: „Da fällt mir ein…“ (Assoziation, wie man die Idee verbessern / erweitern könnte)
=> A oder C weiter mit 2.

Divergierendes Format, wertschätzt das Positive an der Idee eines anderen anstatt sich auf den negativen Teil zu fokussieren, hilft sich auf Zusammenarbeit und gemeinsames Entwickeln von Ideen einzulassen.

Damit die Ideen im Fluss nicht verloren gehen, könnte man sie mit einer Mindmap bzw. auf Post-its festhalten.

Konsent


Konsent statt Konsens für Entscheidungsfindung in großen Gruppen
1. Mögliche Entscheidung formulieren
2. Abstimmung per Handzeichen
- Ich bin für die Entscheidung: Daumen hoch
- Ich trage die Entscheidung mit: flache Handfläche nach oben
- Ich bin noch nicht abstimmungsbereit: Problem signalisieren -> Erklären: Ich verstehe den Vorschlag noch nicht / Punkt XYZ wurde noch nicht diskutiert
- Ich bin gegen die Entscheidung: Daumen runter -> Ich werde mein Veto erklären und helfen eine bessere Lösung zu finden

Retro Methoden


Motto Retros, z.B. Weihnachts- oder Piratenretros, um mehr Spaß und Kreativität in die Retro zu bringen.

Variante von Take A Stand: Koordinaten und frage zu Werten
- X-Achse: Wie wichtig ist mir dieser Wert?
- Y-Achse: Wie sehr leben wir diesen Wert?

Auskotzretro, wenn gerade extrem schlechte Stimmung im Team:
Fenster malen und das Team soll „Steine“ reinwerfen: Post-its mit Dingen, die sie ankotzen.
Nutzen, um sich davon zu befreien und anschließend wieder zur positiven Betrachtung wechseln.

Für Set the stage und Close the retro das gleiche Format nehmen, um den Kreis zu schließen, z.B. Wetterbericht oder fragen: „Wie glaubst Du ging es Deinem rechten / linken Nachbarn während des Sprints / der Retro?“

Anstatt die Themen, die in Gather Data aufkommen, zu priorisieren und nur zu wenigen Themen Einsichten zu generieren und Action Steps zu finden, kann man auch zu allen Ideen Action Step Ideen sammeln, diese dann priorisieren und die besten Ideen zu Action Steps machen, z.B. mit
- Speed Dating: Zu zweit in wenigen Minuten Ideen zu einem Thema sammeln, dann Thema und Partner wechseln
- Ideen Contest: 2 Gruppen sammeln jeweils Ideen, die Gruppe mit den meisten hat gewonnen. Führt dazu, dass keine Ideen wegdiskutiert werden
- Creative Aikido

Lösungsfokussierte Retros mit Teams, die problemorientiert denken
- Probleme sammeln
- Dahinterliegende Ziele identifizieren: „Was haben wir, wenn dieses Problem nicht mehr existiert?“
- Probleme von der Wand abhängen, Fokus auf die Ziele
- Fragen: „Wie kommen wir zu diesem Ziel? Wozu möchten wir das Ziel erreichen? Für wen möchten wir das Ziel erreichen? Welche Auswirkung hat das für mich / das Team / andere Aussenstehende?“
- Jeden bitten, auf einer Skala von 0 bis 10 anzugeben, wie weit das Ziel schon erreicht ist
- Wenn jemand X > 0 angibt, fragen: „Warum ist es X und nicht 0? Was funktioniert denn schon?“
- Kleine Schritte: „Wie kommen wir auf X+1?“

Dienstag, 10. November 2015

Start Stop Continue (1 Std. Retro, 4 Leute)

Voraussetzungen


Dauer: 1 Stunde
Team: 4 Entwickler

Vorbereitung


(Die Methoden, die ich hier vorstelle, sind nicht meine eigenen Ideen, sondern stammen aus diversen Büchern, Blogs, aus Erfahrungen als Teilnehmerin an Retros, usw. Ich wandle die Methoden allerdings gern ein wenig ab oder kombiniere sie anders, sodass ich hier vorstelle, wie ich sie durchführe.)

Set the Stage


Um die Bedürfnisse des Entwicklungs-Teams, das ich als Prozessbegleiterin übernommen habe, besser zu verstehen, habe ich sie gebeten, zu reflektieren, welche Unterstützung sie sich von mir als Prozessbegleitung wünschen.

Als Format habe ich auch eine Retro gewählt und ihr ein Thema gegeben: Prozess und Prozessbegleitung.

Process Weather (5 min)

Ähnlich wie das Sprint Weather (siehe hier), nur mit der Fragestellung: "Wie gut läuft euer Prozess?"



Gather Data


Start Stop Continue

Bitte die Teilnehmer, folgende Dinge auf Post-its zu schreiben: (5 min)

Dinge, die man beginnen soll, zu tun (Start).

Dinge, die man nicht mehr tun sollte (Stop).

Dinge, die man weiterhin tun sollte (Continue).

Da ich als Prozessbegleitung in ein Team eingestiegen bin, dass schon seit über einem Jahr zusammen arbeitet, habe ich diese Methode gewählt, um zu erfahren, welche Methoden und Prozesse bewährt sind und welche aus Sicht der Entwickler verändert werden sollten.

Nacheinander hat jeder Teilnehmer die Gelegenheit seine Zettel vorzulesen, zu erläutern und aufzuhängen. (5 min)



Cluster (5 min)

In dieser Retro habe ich das Clustering stark moderiert um Zeit zu sparen und kein Dot Voting durchgeführt, sondern das Team gefragt, ob es in Ordnung ist, wenn wir alle Themen andiskutieren, um für mich und alle anderen einen möglichst breiten Überblick zu bekommen.

Generate Insights 


Discussion (35 min)

Offene Diskussion

Decide what to do


Infos mitnehmen

Da es mir erstmal nur darum ging, die Bedürfnisse des Teams zu verstehen und sie zu fragen, wie sie meine Rolle sehen, war das Ziel nicht, Action Steps zu generieren, sondern möglichst alle identifizierten Themen anzudiskutieren und allen Orientierung zu geben.

Close the Retro


ROTI (5 min)

Beschreibung siehe hier.

Erfahrungen


Durchführung


In der offenen Diskussion haben die Entwickler jedes der Themen behandelt und da es mir darum ging, zu erfahren, was sie sich von mir als Prozessbegleiterin wünschen, habe ich auch an der Diskussion teilgenommen und sie zu ihren bisherigen Prozessen und Erfahrungen im Projekt befragt.

Für eine Retro, die diesen Fokus hat, den Prozessbegleiter an Bord zu holen, halte ich es für völlig in Ordnung, sich auch an der Diskussion zu beteiligen und Vorschläge zu machen.

Ein Ergebnis ist, dass wir ausprobieren, regelmäßige Entwickler Retrospektiven zu machen, in denen die Entwickler die Möglichkeit haben, zu technischen Themen Lösungsideen zu erarbeiten.

Erkenntnisse


Den Entwicklern die Frage "Was wünscht ihr euch von mir als Prozessbegleitung?" zu stellen und dazu das Retro Format zu nutzen, hat gut funktioniert. Ich habe in nur einer Stunde viel Input von den Entwicklern bekommen und gleichzeitig hatten sie untereinander die Möglichkeit, sich zu ihrem Prozess auszutauschen.

Wir konnten gut abgrenzen, welche Aufgaben in meinen Bereich als Prozessbegleitung fallen und welche Verbesserungen die Entwickler mit der Product Ownerin gemeinsam erarbeiten müssen.

Die Erwartungshaltung zunächst zwischen Entwicklern und Prozessbegleitung zu klären, halte ich für den Einstieg bei einem Team sehr sinnvoll.

Donnerstag, 5. November 2015

Retro Wedding und Circle of Questions (1 Std. Retro, 4 Leute)

Voraussetzungen


Dauer: 1 Stunde
Team: 2 Entwickler, 1 Product Owner, 1 UX Designer

Vorbereitung


(Die Methoden, die ich hier vorstelle, sind nicht meine eigenen Ideen, sondern stammen aus diversen Büchern, Blogs, aus Erfahrungen als Teilnehmerin an Retros, usw. Ich wandle die Methoden allerdings gern ein wenig ab oder kombiniere sie anders, sodass ich hier vorstelle, wie ich sie durchführe.)

Set the Stage


Sprint Weather (5 min)

Bereite eine Tabelle vor: Spalten sind die Sprints, Zeilen sind "Sonne", "Wolken", "Gewitter". Gib jedem Teilnehmer einen Punkt und bitte darum, diesen so zu kleben, wie er oder sie sich in diesem Sprint gefühlt hat.

Frage die Teilnehmer anschließend, was ihnen auffällt und ob jemand etwas zu seinem Punkt sagen möchte.

Mit jeder Retro wird aus den Wetterberichten eine Klimatabelle, die man auch für Retros nutzen kann, die eine größere z.B. Jahres- oder Projektrückschau machen.

Gather Data


Retro Wedding

Beziehe den Hochzeitsbrauch "Something old, something new, something borrowed, something blue" auf die Retro: Gib den Teilnehmern Zettel in vier verschiedenen Farben und bitte sie in 5 Minuten folgende Dinge aufzuschreiben. (5 min)

Old: Etwas im Projekt Bewährtes
New: Etwas, was man ausprobieren möchte
Borrowed: Eine Methode oder Regel, die man sich von einem anderen Team leihen möchte
Blue: Etwas, was einen traurig gemacht hat



Nacheinander hat jeder Teilnehmer die Gelegenheit einen Zettel vorzulesen, zu erläutern und aufzuhängen. (5 min)

Das Aufhängen geht reihum und jeder hängt immer nur einen Zettel auf, damit jeder gleichmäßig gehört wird und nicht der letzte sich nur noch seinen Vorrednern anschließen kann. Wenn man eine Aussage hat, die schon genannt wurde, darf man diesen zu dem entsprechenden Zettel dazu hängen und dennoch einen neuen Zettel aufhängen.

Cluster (5 min)

Bitte die Teilnehmer nach vorne zu kommen, die aufgehängten Zettel zu gruppieren und dazu ein Oberthema zu finden. Dieses Oberthema sollen sie auf einen anders farbigen Zettel schreiben und dazu hängen. Wenn es Zettel gibt, die keinem Thema zugeordnet werden können, dürfen sie alleine hängen, das sollte aber die Ausnahme sein.

Indem man alle Teilnehmer bittet, gemeinsam zu Clustern, entsteht mehr Dynamik, als wenn einer clustert und der Rest des Teams den Prozess im Sitzen kommentiert.

Dot vote (5 min)

Gib jedem Teilnehmer 6 Klebepunkte und bitte sie, den Themen, in denen sie das meiste Potential sehen und über das sie gerne mit dem Team sprechen möchten, Punkte zu geben. Einzelne Karten, die ohne Oberthema sind, dürfen auch bepunktet werden.

Jeder Teilnehmer darf einen Thema 3 Punkte geben, einem anderen 2 und einem weiteren 1 Punkt. Diese Aufteilung führt in der Regel zu klareren Abständen.

Zähle die Anzahl Klebepunkte auf den Themen. Die Themen mit der höchsten Punktzahl werden vom Team diskutiert, um Verbesserungspotentiale zu identifizieren.

Ziel ist es, Action Steps zu identifizieren, die das Team im nächsten Sprint berücksichtigt, um diese Verbesserung aktiv voran zu treiben.

Generate Insights 


Circle of Questions für ein Thema (20 min)

Bitte die Teilnehmer aufzustehen und einen Kreis zu bilden. Du benötigst einen kleinen Ball, den die Teilnehmer sich zuwerfen können.

Ein Teilnehmer fängt an: Er oder sie spricht einen anderen Teilnehmer mit Namen an, wirft ihm oder ihr den Ball zu und stellt ihm oder ihr eine Frage, die einen Bezug zu dem zu diskutierenden Thema hat. Anschließend setzt sich der Fragesteller.

Der nächste Teilnehmer antwortet kurz und prägnant auf die Frage und ist dann selbst an der Reihe eine Frage zu stellen.

Man darf nur denjenigen eine Frage stellen, die noch keine Frage beantwortet haben. Der letzte stellt dem ersten seine Frage. So ist sichergestellt, dass jeder gleichmäßig involviert ist.

Wenn alle sitzen, beginnt die zweite Runde und wer eine Frage gestellt hat, steht wieder auf.

Wenn alle wieder stehen, bittest Du die Teilnehmer die Augen zu schließen und Dir per Daumen hoch oder Daumen runter folgende Frage zu beantworten:

"Kannst Du Dir einen Action Step vorstellen, der euch helfen würde, euch in Bezug auf Thema XY zu verbessern?"

Wenn keine oder nur wenige Leute die Frage mit "Ja" beantworten, bitte die Teilnehmer die Augen zu öffnen und eine weitere Runde zu machen.

Wiederhole das Vorgehen, bis es Action Steps gibt oder die Zeit zu Ende ist. Gehe dann für das Thema in "Decide what to do" über und wiederhole "Generate Insights" und "Decide what to do" für das zweite Thema.

Indem jeder Teilnehmer einem anderen Teilnehmer eine Frage stellt, konzentriert sich derjenige nicht auf seine eigene Meinung, sondern darauf zu erfahren, was sein Kollege denkt. Das soll eine andere Sichtweise auf das Thema ermöglichen und zu mehr Verständnis im Team beitragen.

Decide what to do


Action Steps erarbeiten (10 min)

Jeder Teilnehmer schreibt den Action Step auf, den er aus der Diskussion erkannt hat.

Anschließend liest jeder seinen vorgeschlagenen Action Step vor.

Fordere das Team auf, die gesammelten Action Steps zu einem oder mehreren zusammen zu führen und Einigkeit darüber zu erarbeiten.

Close the Retro


Take A Stand (5 min)

Markiere den Boden mit Zetteln mit den Worten "Super", "Ok" und "Furchtbar" in einer imaginären Linie. Halte die bisher erarbeiteten Action Steps des Teams bereit.

Frage die Teilnehmer: "Wie gut ist Dein Gefühl für den nächsten Sprint?" 

Anschließend stellt sich jeder Teilnehmer an der Linie auf, wie er oder sie glaubt, dass der Action Step bereits umgesetzt wurde - von "Super" bis "Furchtbar".

Mache ein Foto vom Team, um das Stimmungsbild zu dokumentieren.

Erfahrungen


Durchführung


Da wir beim Anmoderieren des Circle of Questions nicht in der Nähe der Sitzgelegenheiten standen, habe ich auf das Hinsetzen und Aufstehen verzichtet und die Teilnehmer stattdessen gebeten, mit den Händen anzuzeigen, ob sie noch für diese Fragerunde zur Verfügung stehen.

Das haben sie nicht umgesetzt, aber ich habe dann die Übersicht behalten und moderiert, wer noch zur Verfügung steht. Bei 4 Personen ist es möglich, die Teilnehmer im Kopf abzuhaken.

Der Circle of Questions hat super funktioniert. Als in der zweiten Runde der letzte Teilnehmer keine Frage mehr wusste, aber ein anderer schon, habe ich die Methode geöffnet und die Teilnehmer durften sich den Ball und die Fragen frei zuwerfen.

In dem Fall glaube ich, dass die Öffnung eine gute Idee war, weil der letzte Teilnehmer von sich aus auf seine letzte Frage verzichtet hat. Prinzipiell ist es beim Circle of Questions aber wichtig, darauf zu achten, dass jeder Teilnehmer gleichmäßig drankommt, um einen ausgeglichenen Meinungsaustausch und gleichmäßig verteilte Wertschätzung zu gewährleisten.

Inhaltlich haben sich die Teilnehmer sehr gut aufeinander eingelassen und sich mehr Verständnis erarbeitet. Dennoch zeichnete sich ab, dass es zu dem Thema keinen neuen Action Step geben wird, sondern das Team die bisherige Arbeitsweise beibehalten möchte.

Deshalb hab nicht jeden einzeln mit geschlossenen Augen gefragt, ob es eine Idee für einen Action Step gibt, sondern offen in die Runde. Ich wollte nicht jeden einzeln enttäuschen, sondern dem Team die Möglichkeit bieten, diese Einsichten als Retro Ergebnis zu nehmen, anstatt sich Action Steps aus den Fingern zu saugen, die es nicht braucht.

Das Team meinte auch, dass es keinen sinnvollen Action Step gibt, aber die Einsichten sehr wertvoll waren.

Nach dem Circle of Questions zum ersten Thema waren alle offenen Fragen beantwortet, sodass keine zusätzliche offenen Diskussion nötig war und das Team noch ein zweites Thema mit dem Circle of Questions bearbeiten konnte.

Feedback


Der Circle of Questions wurde sehr positiv bewertet und hätte genau den Effekt, dass man sich auf den anderen einlässt und mehr Einsichten generiert.

Erkenntnisse


Das Retro Wedding ist von der Fragestellung her ähnlich wie Mad, Sad, Glad, fokussiert aber auf den Aspekt, dass man neue oder geliehene Ideen vorschlagen kann. Ich hatte gehofft, dass aus dieser Frage Potential entsteht, weil das Team sehr neu zusammengestellt ist und jeder unterschiedliche Erfahrungen mitbringt. Das ist leider nicht eingetreten.

Der Circle of Questions wird beim Anmoderieren erstmal belächelt. Ich glaube, das ist so, weil die Aktivitäten der Teilnehmer (Ball zuwerfen, anzeigen, dass man noch frei ist) nach einem kindgerechten Spiel wirken.

Wenn die Teilnehmer sich aber drauf einlassen, führt die Methode wirklich zu mehr Fokus, gleichberechtigten Redenzeiten und schafft ein tieferes Verständnis, weil man sich mit der Frage auf den anderen beziehen muss, anstatt nur seine eigene Meinung zu vertreten.

Agile Werte

Mir kam die Idee, in einer Retro mal die agilen Werte als Aufhänger zu nutzen und dem Team die Frage zu stellen, wie sehr sie diese leben, um so weitere Verbesserungspotentiale zu identifizieren.

Was sind eigentlich die agilen Werte?

Formuliert wurden sowohl die Xtreme Programming Values als auch die Scrum Values.

In beiden Listen vermisse ich jedoch Werte, die für mich selbstverständlicher Bestandteil der agilen Kultur sind und die ich bei meiner Recherche auch auf anderen Listen gefunden habe.

Hier ist meine Sammlung:

Respekt (XP, Scrum)


Ist die Grundlage für Agiles Arbeiten. Ohne Respekt können wir nicht voneinander lernen.

Mut (XP, Scrum)


Kann individuell unterschiedliche Dinge bedeuten. Mutig ist es, immer wieder aus seiner persönlichen Komfortzone zu treten, um sich und das Team zu verbessern.

Einfachheit (XP)


Keep it simple and stupid - je einfacher die Lösung ist, desto leichter verständlich ist sie und umso weniger Fehler kann man bei ihrer Umsetzung machen.

Feedback (XP)


Um zu verstehen, wie gut die Dinge funktionieren, die ich mache, muss ich mir Feedback holen. Das betrifft sowohl technisches (Automatisierte Tests und Deployments) als auch persönliches (Retrospektiven und Feedback-Kultur).

Kommunikation (XP)


In einem Projekt gibt es meist mehr Informationen als ein einzelner überblicken kann. Damit das Team fundierte Entscheidungen treffen kann, ist es nötig, dass alle relevanten Informationen ausgetauscht werden.

Vertrauen


Für ein erfolgreiches Projekt benötigt man gute Leute, die ein Team bilden, das insgesamt das nötige Know-How hat, um das Projekt zu bewerkstelligen. Wenn nicht jedem einzelnen das Vertrauen entgegengebracht wird, dass er oder sie Wissen und Fähigkeiten so gut wie möglich einsetzt, sondern die Teammitglieder kontrolliert werden, können sie ihr volles Potential nicht entfalten.

Ehrlichkeit


Wer mir vertraut, hat im Gegenzug das Recht auf meine Ehrlichkeit. Nur so kann man eine langfristige Zusammenarbeit gewährleisten. Dazu gehört auch, Unangenehmes, wie z.B. langsamen Fortschritt oder Misserfolg proaktiv zu kommunizieren. Das erfordert manchmal Mut, steigert aber langfristig das Vertrauen.

Verbindlichkeit (Scrum)


Um effizient zu arbeiten, müssen sich die Teammitglieder aufeinander verlassen können. Auch der oder die PO benötigt verlässliche Aussagen des Teams, um seine Aufgaben, wie Priorisierung und Risikominimierung, zu erfüllen. Wichtig ist hierbei, nur das zu versprechen, was man auch halten kann.

Transparenz


Bedeutet die vorhandenen Informationen so mit allen zu teilen, dass ein gemeinsames Bild der Aufgaben und Hindernisse entsteht, was die Grundlage für Entscheidungen bildet.

Fokus (Scrum)


Menschen sind nicht gut multitaskingfähig. Je mehr Aufgaben ein Mensch gleichzeitig bewerkstelligen muss, desto langsamer und fehleranfälliger wird die Ausführung dieser Aufgaben wegen der häufigen Kontextwechsel. Deshalb ist es wichtig, gerade komplexe Aufgaben fokussiert nacheinander abzuarbeiten.

Offenheit (Scrum)


Nur wenn ich mich auf die Gedankengänge und Erfahrungen meiner Teamkollegen einlasse, kann ich von ihnen lernen. Dazu gehört es, aktiv zuzuhören und lieber erstmal eine Frage zu stellen, um die Ansicht des anderen besser zu verstehen, anstatt die eigene Meinung in den Vordergrund zu stellen.

Humor


Menschen sind besser in dem was sie tun, wenn sie Spaß dabei haben. Auch Lernen fällt mit Spaß leichter. Außerdem ist es für meine Teamkollegen einfacher, mir kritisches Feedback zu geben, wenn ich mich selbst nicht so ernst nehme.