Donnerstag, 29. Oktober 2015

#tweetmysprint No. 2 (1h Retro, 5 Leute)

Voraussetzungen


Dauer: 1 Stunde
Team: 4 Entwickler, 1 Product Owner

Vorbereitung


(Die Methoden, die ich hier vorstelle, sind nicht meine eigenen Ideen, sondern stammen aus diversen Büchern, Blogs, aus Erfahrungen als Teilnehmerin an Retros, usw. Ich wandle die Methoden allerdings gern ein wenig ab oder kombiniere sie anders, sodass ich hier vorstelle, wie ich sie durchführe.)

Set the Stage


Agenda vorstellen (3 min)

Weil dieses Team gewöhnt ist, eine freie Diskussion nach der Gather Data Phase zu führen, möchte ich über die Agenda klar machen, dass #tweetmysprint auch die Methode für die Phase Generate Insights ist. So hoffe ich, dass an der Twitterwand tatsächlich die erforderliche Dynamik entsteht, die dem Team neue Einsichten bringt.




Take A Stand (2 min)
Beschreibung siehe hier

Gather Data


#tweetmysprint - Intro (10 min)

Fordere die Teilnehmer auf, zu den zwei wichtigsten Themen, die sie in diesem Sprint beschäftigt haben, je einen Hashtag auf ein Post-it zu schreiben. Es kann sich auch um ein Thema handeln, an dem sie nicht gearbeitet haben, aber was denjenigen oder diejenige mental beschäftigt hat.

Bitte die Teilnehmer anschließend, nacheinander je einen Hashtag vorzulesen, ggf. zu erläutern und an die Wand zu kleben. Alle Hashtags sollen in einer Reihe nebeneinander angeklebt werden.

Generate Insights 


#tweetmysprint - Discussion (30 min)

Bitte die Teilnehmer vor die Wand zu treten und gib jedem einen Stift und einen Block mit anders farbigen Post-its (als die Hashtag-Post-its).

Sie sollen jetzt zu den Hashtags twittern, d.h. sie können jederzeit einen Tweet dazu verfassen und ankleben oder einen bestehenden Tweet retweeten oder favorisieren. Alle Teilnehmer dürfen gleichzeitig twittern.

Lege zu jedem Hashtag eine Spalte für Retweet und Star an (Vorbereiten). Die Teilnehmer machen in dieser Spalte einen Strich, wenn sie die entsprechende Aktion ausführen möchten.

Erkläre den Teilnehmern, dass sie sich auf die Hashtags konzentrieren sollen, wo sie das meiste Potential sehen, weil nachher zu dem beliebtesten Hashtag (Anzahl Tweets, Retweets und Stars) Action Steps identifiziert werden sollen.




Decide what to do


In der Diskussion zu 1 bis 2 Themen Action Steps erarbeiten (je 5 bis 10 min)

Deine Aufgabe ist es in dieser Phase, Gesprächsfäden zusammen zu halten und Ideen, die genannt wurden, wieder aufzugreifen, um zu gewährleisten, dass keine Ideen verloren gehen.

Wenn sich die Zeit dem Ende zuneigt, frage das Team, ob sie sich einen Action Step vorstellen können, um sich in Bezug auf Thema XY zu verbessern. Falls bereits Ideen für Action Steps genannt wurden, wiederhole diese nochmal und frage, ob das ein geeigneter Action Step wäre und wenn nicht, wie man aus dieser Idee einen geeigneten Action Step definieren könnte.

Close the Retro


ROTI (5 min)
Beschreibung siehe hier

Erfahrungen


Durchführung


Das Team hat die Twitter-Threads erzeugt und im Gegensatz zum ersten Mal, als ich diese Methode angewandt habe (siehe hier), haben sich diesmal Diskussionen ergeben und die Teilnehmer haben Bezug auf vorherige Tweets genommen. Die Methode wurde nicht hochdynamisch durchgeführt, aber im Fluss.

Als Ruhe einkehrte und keine neuen Aktionen durchgeführt wurden (nach ca. 10 min), habe ich die Zeit von 20 übrigen Minuten auf 5 Minuten reduziert und angesagt, dass die Teilnehmer nochmal überlegen sollen, ob ihnen noch etwas einfällt oder sie noch einen Tweet favorisieren oder teilen möchten, ansonsten würden wir in die nächste Phase übergehen.

Das hat meiner Beobachtung nach zu erhöhter Konzentration geführt und es kamen weitere Beiträge dazu, sodass ich die übrige Zeit zweimal wieder um 5 Minuten verlängert habe.

Insgesamt haben wir so für die #tweetmysprint - Discussion ca. 25 min gebraucht. Geplant waren 30 min.

Feedback


Die Teilnehmer fanden #tweetmysprint grundsätzlich interessant und lagen bei der ROTI Wertung der gesamten Retro im Durchschnitt bei 3 (Break Even).

Ein Teilnehmer meinte, es sei problematisch, wenn jeder einzelne am Anfang Themen vorgibt, anstatt dass man diese gemeinsam findet, wie bei Methoden, die Clustering nutzen.

Ein anderer Teilnehmer fand es gut, dass der Diskussionsverlauf visualisiert wurde und so keine Argumente verloren gingen.

Einige Teilnehmer waren der Meinung, dass man in der freien Diskussion schneller zu Ergebnissen gekommen wäre.

Die meisten waren der Meinung, dass diese Methode aber fokussierter wird, wenn sie gelernt ist.

Erkenntnisse


Wenn man eine so stark unbekannte Methode bei einem Team anwendet, das große Routine in anderen Methoden hat, macht eine Agenda Sinn, um die Erwartung an den Ablauf der Retro zu Beginn zu klären.

Das Feedback vom ersten Mal #tweetmysprint, die Teilnehmer nach vorne zu bitten und ohne Reihenfolge zu twittern, war sehr wertvoll und hat zu einer flüssigeren Methode geführt.

Die spontane Idee, die Zeit für die #tweetmysprint - Discussion zu verkürzen war sinnvoll, weil sie die Teilnehmer stärker fokussiert hat.

Es war sehr einfach, die Action Steps zu erarbeiten, weil schon viele Vorschläge in den Threads genannt wurden, die das Team dann konkret vertiefen konnte.

Zum Ende der #tweetmysprint - Discussion habe ich nochmal gefragt, ob jemand was retweeten oder favorisieren möchte, das hat zu deutlicheren Ergebnissen des beliebtesten Hashtags geführt.

Da das Team sich auf Twitterdiskussion eingelassen hat, war die Anzahl Tweets, Retweets und Stars repräsentativ für das wichtigste Thema.

Einstündige Retros sind echt schwierig zu moderieren, weil man einerseits stark auf die Zeit achten muss, andererseits den Teilnehmern auch in den jeweiligen Phasen genug Zeit lassen muss, damit es nicht oberflächlich bleibt.

In einer zweistündigen oder längeren Retro würde ich das Feedback aufgreifen, die Hashtag-Themen zunächst mit einer Methode, die mit Clustering abschließt, zu erarbeiten. In einer einstündigen Retro finde ich es sinnvoll, wenn die Phasen Gather Data und Generate Insights ohne weitere Setup Zeit ineinander übergehen. Dazu ist das Format #tweetmysprint - Intro and Discussion gut geeignet.

Montag, 26. Oktober 2015

Die ersten Wochen als Prozessbegleitung

Seit drei Wochen finde ich mich jetzt in meine neue Rolle ein.

Dadurch dass ich aktuell kein Projekt als Entwicklerin habe, kann ich mich voll darauf konzentrieren. Für den Anfang ist das unglaublich wertvoll. Wenn mich jetzt noch zusätzlich in ein Projekt als Entwicklerin einarbeiten würde, wäre das zuviel Neues auf einmal.

Von daher ist meine Empfehlung an den nächsten Kollegen, der in diese Doppelrolle Entwickler und Prozessbegleiter einsteigen möchte, das ähnlich zu machen und erstmal den Prozessbegleiter Crash Kurs zu durchlaufen, bevor man in die Doppelrolle übergeht.

Maximal könnte ich mir vorstellen, parallel dazu zu 50% in einem Projekt zu arbeiten, in dem man bereits Routine hat.

Der Alltag als Prozessbegleiter ist anders, als ich ihn mir vorgestellt habe. 

Es ist mir schwerer gefallen, als ich gedacht hätte, die Prozessbegleiter-Brille aufzusetzen und mich inhaltlich nicht in Diskussionen einzumischen. Und diese Zurückhaltung ist anstrengend, weil ich trotzdem die Diskussionen permanent aufmerksam verfolgen muss, um im richtigen Moment dem Team zu helfen, die Fäden zusammen zu halten, und Fragen so zu stellen, dass sichergestellt ist, dass die Teilnehmer nicht aneinander vorbei reden.

Das nächste, was ich anstrengend finde, sind die vielen Kontextwechsel. Gerade jetzt im Crash Kurs habe ich Meetings für geplant drei - auf Grund von Krankheitsvertretung zwischendurch vier - Teams. Ich muss darauf achten, dass ich mich rechtzeitig auf Meeting-intensive Tage vorbereite und jeden Tag an jedes Team denken.
Das wird nach der Einarbeitung anders werden, aber ich kann jetzt sehr gut nachvollziehen, warum unsere beiden Prozessbegleiter Bedarf sehen, diese Aufgaben auf mehr Schultern zu verteilen.

Der Vorteil daran, dass ich zunächst so viele Teams betreue, ist, dass ich zügig Erfahrungen sammeln kann, gerade was Retros angeht. Und es hilft mir auch, dass ich in jedem Team aktuell die gleiche Rolle habe.

Die spannendste Erkenntnis ist für mich, dass jedes Team bei uns anders ist. Ich hatte erwartet, dass sich die Teams in ihrer Arbeitsweise nicht so stark unterscheiden, aber selbst die Scrum Teams sind alle unterschiedlich in ihren Prozessen, abgesehen von den Regeln, die Scrum vorgibt.

Das hängt von vielen Faktoren ab: den Teammitgliedern, den Product Ownern, den UX Designern, der Projektlaufzeit, der Teamgröße, usw.
In jedem Team sind Product Owner und UX Designer unterschiedlich involviert, je nach Vorlieben, Fähigkeiten und Projektanforderungen.
Die Anzahl und Dauer der Meetings, auch von Retros, und auch die Code Review und Pairing Prozesse sind von Team zu Team unterschiedlich. Aus diesen Unterschieden erwachsen dann auch wieder andere Team Regeln und Erfahrungen.

Die Fragen, die mich dabei beschäftigen, sind:

Welche Individualität hilft dem Team seine Effizienz zu verbessern und welche Erfahrungen und Regeln könnte es sich von anderen Teams leihen, um noch besser zu werden?

Gibt es vielleicht sogar welche, die man zum mindmatters Standard erheben könnte, um weniger Abstimmungs-Aufwand zu haben, gerade wenn Teammitglieder wechseln?

Oder haben wir bereits genug Standards und würden uns weitere nur darin einschränken, so gut wie möglich auf den Kunden einzugehen?

Wie viel zeitlichen Aufwand hat man so als Prozessbegleiter?

Wir waren ja davon ausgegangen, dass man mit ca. 80% bis 90% Entwickler sein kann, und mit ca. 10% bis 20% Prozessbegleiter. Dazu muss ich sagen, dass wir von fakturierter Zeit sprechen und bei mindmatters nur 80% der Arbeitszeit fakturiert wird, in meinem Fall 32 Stunden.

Hier kommt der Realitätscheck der letzten zwei Wochen:

Zu fakturierende Arbeitszeit: 64h

Davon ....
- Prozessbegleitung allgemein: 24,25h (ca. 38%)
- Prozessbegleitung Team A: 2,5h (ca. 4%)
- Prozessbegleitung Team B: 3h (ca. 5%)
- Prozessbegleitung Team C: 4h (ca. 6%)
- Prozessbegleitung Team D: 2,25h (ca. 3,5%)

Prozessbegleitung allgemein buche ich, wenn ich im Tandem mit dem anderen Prozessbegleiter bin und er im Driver Seat. Wenn man diese auf die vier Projekte verteilt, kann man noch ca. 10% fakturierte Zeit auf jedes Projekt aufaddieren.

Damit benötigt man ca. 13,5% bis 16% der fakturierten Zeit pro Projekt als Prozessbegleitung. Die Doppelrolle Entwickler und Prozessbegleiter ist also in der angenommenen Verteilung realistisch.

Donnerstag, 22. Oktober 2015

#tweetmysprint (1,5 Std. Retro, 4 Leute)

Voraussetzungen


Dauer: 1,5 Stunden
Team: 3 Entwickler, 1 Product Owner

Vorbereitung


(Die Methoden, die ich hier vorstelle, sind nicht meine eigenen Ideen, sondern stammen aus diversen Büchern, Blogs, aus Erfahrungen als Teilnehmerin an Retros, usw. Ich wandle die Methoden allerdings gern ein wenig ab oder kombiniere sie anders, sodass ich hier vorstelle, wie ich sie durchführe.)

Set the Stage


Review Action Steps mit Finger Voting (5 min)

Pinne die bisherigen Action Steps ans Whiteboard und male daneben jeweils eine Skala von 1 (Nicht umgesetzt) bis 5 (Super umgesetzt).

Bitte die Teilnehmer pro Action Step zu einem gleichzeitigen Finger Voting: Wer weiß, wie er den Action Step bewertet, hebt die Hand und macht eine Faust.

Wenn alle eine Faust machen, sollen sie gleichzeitig ihre Bewertung anzeigen. Notiere die einzelnen Bewertungen in der Skala und errechne den Durchschnitt.


Gather Data


Timeline erarbeiten (10 min)
Zeichne einen Zeitstrahl für den letzten Sprint auf und bitte die Teilnehmer nach vorne, um wichtige Ereignisse auf dem Zeitstrahl zu markieren.

Generate Insights 


#tweetmysprint

Bitte die Teilnehmer auf gleichfarbige Zettel 3 Tweets zum Sprint aufschreiben. Sie können Elemente wie #hashtag, @username und emoticons nutzen. (4 min)

Nacheinander hat jeder Teilnehmer die Gelegenheit einen Zettel vorzulesen, zu erläutern und aufzuhängen. (6 min)

Reihum darf jetzt jeder entweder auf einen Tweet mit einem Tweet antworten, diesen Retweeten (per Symbol: zwei Pfeile) oder favorisieren (per Symbol: Stern). Erkläre den Teilnehmern, dass anschließend der beliebteste Thread ermittelt wird (Anzahl Tweets, Retweets und Stars) und zu diesem Action Steps erarbeitet werden. (25 min)

Decide what to do


In der Diskussion zu 2 bis 3 Themen Action Steps erarbeiten (je 10 bis 15 min)

Deine Aufgabe ist es in dieser Phase, Gesprächsfäden zusammen zu halten und Ideen, die genannt wurden, wieder aufzugreifen, um zu gewährleisten, dass keine Ideen verloren gehen.

Wenn sich die Zeit dem Ende zuneigt, frage das Team, ob sie sich einen Action Step vorstellen können, um sich in Bezug auf Thema XY zu verbessern. Falls bereits Ideen für Action Steps genannt wurden, wiederhole diese nochmal und frage, ob das ein geeigneter Action Step wäre und wenn nicht, wie man aus dieser Idee einen geeigneten Action Step definieren könnte.

Aufräumen der alten Action Steps (5 min)

Sieh Dir mit dem Team nochmal die bisherigen Action Steps an und die Meinung, die das Team zu Beginn von der bisherigen Umsetzung des Action Steps hatte. Frage das Team, ob es Action Steps gibt, die sie als erledigt oder obsolet betrachten.

Close the Retro


Take A Stand (5 min)

Markiere den Boden mit Zetteln mit den Worten "Super", "Ok" und "Furchtbar" in einer imaginären Linie. Halte die bisher erarbeiteten Action Steps des Teams bereit.

Frage die Teilnehmer: "Wie zufrieden bist Du mit dem Retro Ergebnis?" 

Anschließend stellt sich jeder Teilnehmer an der Linie auf, wie er oder sie glaubt, dass der Action Step bereits umgesetzt wurde - von "Super" bis "Furchtbar".

Mache ein Foto vom Team, um das Stimmungsbild zu dokumentieren.

Erfahrungen


Durchführung


Ich habe spontan aus einem Bauchgefühl heraus das Erarbeiten der Timeline gestrichen und direkt #tweetmysprint anmoderiert.

Meine Erwartung an #tweetmysprint war, dass das Team diese Methode zur Diskussion nutzt und lange Threads entstehen. Stattdessen gab es maximal einen Kommentar zu einem Tweet und den Teilnehmern fiel nichts mehr ein, was sie noch twittern könnten.

Weil ich das Team nicht zu einer Methode zwingen wollte, mit der sie nichts anfangen konnten, habe ich mich dann entschieden, die Teilnehmer die Tweets clustern und mit Oberthemen versehen zu lassen.

Anschließend habe ich die Cluster so bewertet, wie ich #tweetmysprint anmoderiert habe, nämlich je ein Punkt pro Tweet / Kommentar, pro Retweet und pro Star. Mit der Reihenfolge, die diese Bewertung vorgegeben hat, war das Team jedoch nicht einverstanden. Also gab ich ihnen die Möglichkeit zum Dot Voting, was tatsächlich eine ganz andere Priorisierung der Themen ergeben hat.

Feedback


Ich habe das Team gefragt, ob sie für die Retro eine Agenda haben wollen oder ob sie es besser finden, wenn ich die einzelnen Methoden nach und nach anmoderiere und sie sich überraschen lassen. Letzteres war ihnen lieber.

Ein Teilnehmer fand bei #tweetmysprint das Limit auf 3 nicht gut, weil er dadurch Themen auslassen musste. Auch dass er bei der Twitterdiskussion nur Kommentare und keine neuen Tweets schreiben durfte, empfand er als nicht sinnvolle Einschränkung.


Ein anderer Teilnehmer meinte, bei mehr Leuten würde vielleicht mehr Dynamik entstehen und regte an, dass das Team beim Twittern direkt vor der Wand stehen sollte, anstatt reihum zu twittern und dazu aufzustehen.

Ein weiterer Teilnehmer regte an, dass man den Unterschied zwischen dem Retweet und dem Star klarer machen sollte und dass ein Retweet bedeuten könne "Dieses Thema benötigt mehr Aufmerksamkeit", wogegen ein Star aussage "Gefällt mir".

Außerdem meinte das Team, man solle besser frei in die Twitterdiskussion einsteigen anstatt die Tweets vorzubereiten.

Erkenntnisse


Beim Finger Voting zum Review der Action Steps ist anschließend klar geworden, dass nicht alle genau wussten, was der Action Step beinhaltet. Nächstes Mal werde ich zu jedem Action Step fragen, ob allen klar ist, was er bedeutet.

Um das Review der Action Steps vorzubereiten, hatte ich die Action Steps vom Team Board genommen. Das Team meinte, diese seien aber sehr alt und es gäbe wohl noch neuere Action Steps von der letzten Retro, wusste aber nicht, wo sie waren.
Ich war leider nicht spontan genug, während der Retro in die Doku zu gucken, um die neueren Action Steps auch bewerten zu lassen.
Nächstes Mal werde ich zur Vorbereitung auch die Doku der letzten Retro nutzen und nicht nur die Action Steps, die am Team Board hängen.

Aus einem Bauchgefühl heraus eine komplette Retro Phase zu streichen, ist anscheinend keine gute Idee. Vielleicht wären die Teilnehmer anders an #tweetmysprint herangegangen, wenn sie vorher den Einstieg über die Timeline gehabt hätten.

Damit das Team mit #tweetmysprint mehr Erkenntnisse gewinnt, werde ich nächstes Mal stärker betonen, dass es bei dieser Methode um eine Diskussion geht und sich aus dem beliebtesten Thread das Thema ergibt, zu dem sie Action Steps suchen werden.

Um der Methode mehr Dynamik zu verleihen, werde ich die Anregungen aufgreifen und das Team direkt nach vorne bitten und dort von Anfang an frei twittern lassen.

Kettenbrief und WordCloud (1 Std. Retro, 4 Leute)

Voraussetzungen


Dauer: 1 Stunde
Team: 1 Entwickler, 1 Product Owner, 1 UX Designer

Vorbereitung


(Die Methoden, die ich hier vorstelle, sind nicht meine eigenen Ideen, sondern stammen aus diversen Büchern, Blogs, aus Erfahrungen als Teilnehmerin an Retros, usw. Ich wandle die Methoden allerdings gern ein wenig ab oder kombiniere sie anders, sodass ich hier vorstelle, wie ich sie durchführe.)

Set the Stage


Take A Stand (5 min)

Markiere den Boden mit Zetteln mit den Worten "Super", "Ok" und "Furchtbar" in einer imaginären Linie. Halte die bisher erarbeiteten Action Steps des Teams bereit.

Frage das Team: "Wie lief der letzte Sprint?" 

Anschließend stellt sich jeder Teilnehmer an der Linie auf, wie er oder sie glaubt, dass der Action Step bereits umgesetzt wurde - von "Super" bis "Furchtbar".

Mache ein Foto vom Team, um zu dokumentieren, wie der Sprint lief. Wenn Du das regelmäßig tust, sammelst Du gleichzeitig Daten, um den Verlauf des Projekts zu beobachten.

Bitte die Teilnehmer, sich wieder zu setzen und frage sie der Reihe nach, warum sie standen, wo sie standen. Nutze das Foto um von der negativsten zu der positivsten Meinung zu gehen.

Gather Data


Kettenbrief (je 10 min)

Gib den Teilnehmern DIN A4 Zettel und Kugelschreiber. Sie sollen je einen Satz zu einer Frage aufschreiben. Anschließend geben sie den Zettel an ihren Nachbarn weiter, dieser liest den Satz, schreibt einen weiteren Satz darunter und knickt den Zettel so, dass sein nächster Nachbar nur noch den letzten Satz lesen und darauf Bezug nehmen kann, nicht aber den davor.

Schreibe die Frage ans Whiteboard. Beende die Runde, wenn die Zeit abgelaufen ist.

Anschließend liest jeder seinen Kettenbrief vor und klebt ihn ans Whiteboard unter die Frage. (hierfür habe ich vergessen, Minuten zu reservieren) 

Wiederhole die Methode für die zweite Frage. Wechsele hierbei die Richtung, in die die Teilnehmer ihre Zettel weitergeben, damit sie nicht immer vom gleichen Nachbar die Vorlage bekommen.

Stelle folgende Fragen:

"Wie lief der letzte Sprint?"
"Welche Erwartung habe ich an die Retro?"

Generate Insights 


Word Cloud (5 min)

Bitte die Teilnehmer nach vorne zu kommen und gemeinsam die Wörter auf den Kettenbriefen zu markieren, die mehrfach genannt wurden. Auch Wortstämme werden mitgezählt, also zum Beispiel "planen" und "Planung". Jedes der Wörter ist ein mögliches Gesprächsthema und wird auf ein Post-it geschrieben. Darauf wird die Anzahl Nennungen notiert.


Dot vote (5 min)

Gib jedem Teilnehmer 6 Klebepunkte und bitte sie, den Themen, in denen sie das meiste Potential sehen und über das sie gerne mit dem Team sprechen möchten, Punkte zu geben. Einzelne Karten, die ohne Oberthema sind, dürfen auch bepunktet werden.

Jeder Teilnehmer darf einen Thema 3 Punkte geben, einem anderen 2 und einem weiteren 1 Punkt. Diese Aufteilung führt in der Regel zu klareren Abständen.

Zähle die Anzahl Klebepunkte auf den Themen. Die Themen mit der höchsten Punktzahl werden vom Team diskutiert, um Verbesserungspotentiale zu identifizieren.

Ziel ist es, Action Steps zu identifizieren, die das Team im nächsten Sprint berücksichtigt, um diese Verbesserung aktiv voran zu treiben.


Decide what to do


Offene Diskussion von zwei Themen und Finden von Action Steps (je 10 min)

Deine Aufgabe ist es in dieser Phase, Gesprächsfäden zusammen zu halten und Ideen, die genannt wurden, wieder aufzugreifen, um zu gewährleisten, dass keine Ideen verloren gehen.

Wenn sich die Zeit dem Ende zuneigt, frage das Team, ob sie sich einen Action Step vorstellen können, um sich in Bezug auf Thema XY zu verbessern. Falls bereits Ideen für Action Steps genannt wurden, wiederhole diese nochmal und frage, ob das ein geeigneter Action Step wäre und wenn nicht, wie man aus dieser Idee einen geeigneten Action Step definieren könnte.

Close the Retro


Take A Stand (5 min)

Markiere den Boden mit Zetteln mit den Worten "Super", "Ok" und "Furchtbar" in einer imaginären Linie. Halte die bisher erarbeiteten Action Steps des Teams bereit.

Frage die Teilnehmer: "Wie gut ist Dein Gefühl für den nächsten Sprint?" 

Anschließend stellt sich jeder Teilnehmer an der Linie auf, wie er oder sie glaubt, dass der Action Step bereits umgesetzt wurde - von "Super" bis "Furchtbar".

Mache ein Foto vom Team, um das Stimmungsbild zu dokumentieren.

Erfahrungen


Durchführung


Weil die Retro auf Grund eines vorangegangenen Meetings über eine halbe Stunde verspätet anfangen musste und wir nur eine Stunde zur Verfügung hatten, war ich so drauf konzentriert, die Zeit zu managen, dass ich vergessen habe, die Teilnehmer nach Take A Stand zu fragen, warum sie standen, wo sie standen.
Zum Glück hat mein Entwickler-Kollege mich darauf hingewiesen. Danke dafür! =)

Da wir unter Zeitdruck waren und ich bei der Methode Kettenbrief schon merkte, dass mein Plan für die Zeit zu umfangreich war, habe ich für die Word Cloud die Teilnehmer gebeten, sich in zwei Teams aufzuteilen. So konnte je ein Team eine Frage bearbeiten. Ich bat die beiden Entwickler, sich jeweils mit dem Product Owner und dem UX Designer in einem Team zu finden, damit diese interdisziplinär waren.

Die Word Cloud hat viel mehr Mehrfachnennungen ergeben, als ich erwartet habe, weil die Teilnehmer beim Kettenbrief sich häufig auf das Wort bezogen und es wieder verwendet haben, das im Satz des vorherigen Autors zentral war.

Deshalb nahm ich nur alle Wörter, die mehr als zweimal genannt wurden, wobei ich die gezählten Wörter zu beiden Fragen berücksichtigte.
Nur diese Wörter durften beim Dot Voting bepunktet werden.
Dabei lockerte ich auch die Anforderung ans Dot Voting: Die Teilnehmer durften ihre Punkte frei verteilen, da es so viele Themen waren. Also war es auch möglich, einem Thema alle 6 Punkte zu geben oder je einen Punkt auf 6 verschiedene Themen.

Feedback


Ein Teilnehmer, der das erste Mal an einer Retro teilgenommen hat, meinte er fand das Meeting gut strukturiert und hat sich jederzeit orientiert gefühlt. Auch diesmal hatte ich keine Agenda, er meinte, die war auch nicht nötig.

Ein anderer Teilnehmer meinte, dass er das Format des Kettenbriefs zunächst merkwürdig fand, wir dann aber über dieses Format gute und interessante Ergebnisse erzielt haben.

Erkenntnisse


Der Kettenbrief und die Word Cloud sind gute Methoden, um jeden zu Wort kommen zu lassen und indirekt Themen zu sammeln, die das Team beschäftigen.

Allerdings braucht man für den Kettenbrief ca. 2,5 min pro Satz und für die Word Cloud mehr als 5 min, wahrscheinlich eher 10 bis 15 min.

Deshalb würde ich diese Methode gerne wieder verwenden, aber nur in einer Retro, die länger als 1 Stunde dauert.

Außerdem sollte man die Fragen an den Kettenbrief so konkret wie möglich stellen.
Die Frage "Welche Erwartungen habe ich an die Retro?" hat bei den Teilnehmern zu Antworten auf einer sehr abstrakten Ebene geführt, anstatt wie von mir erwartet zur Beschreibung konkreter Probleme, die man lösen möchte.
Nächstes Mal würde ich diese Frage anders formulieren, vielleicht: "Welches Problem wollt ihr heute lösen?"

Um die Word Cloud nicht explodieren zu lassen, sollte man vielleicht die Wörter erst ab 3 Nennungen zählen, gerade bei mehr als 4 Teilnehmern.

Die Idee, die Word Cloud pro Frage im Team zu bearbeiten, hat die Teilnehmer gut involviert. Das möchte ich beibehalten.

Dienstag, 20. Oktober 2015

Mad, Sad, Glad und Circle of Questions (2 Std. Retro, 7 Leute)

Voraussetzungen


Dauer: 2 Stunden
Team: 6 Entwickler, 1 Product Owner

Vorbereitung


(Die Methoden, die ich hier vorstelle, sind nicht meine eigenen Ideen, sondern stammen aus diversen Büchern, Blogs, aus Erfahrungen als Teilnehmerin an Retros, usw. Ich wandle die Methoden allerdings gern ein wenig ab oder kombiniere sie anders, sodass ich hier vorstelle, wie ich sie durchführe.)

Set the Stage


Review der letzten Action Steps mit Take A Stand (5 min)

Markiere den Boden mit Zetteln mit den Worten "Super", "Ok" und "Furchtbar" in einer imaginären Linie. Halte die bisher erarbeiteten Action Steps des Teams bereit.

Nun soll sich zunächst ein Teilnehmer einen Action Step verdeckt ziehen und vorlesen. Anschließend stellt sich jeder Teilnehmer an der Linie auf, wie er oder sie glaubt, dass der Action Step bereits umgesetzt wurde - von "Super" bis "Furchtbar".

Mache ein Foto vom Team und dem hochgehaltenen Action Step, um den Fortschritt des Action Steps zu dokumentieren. Fordere dann den nächsten Teilnehmer auf, sich auch einen Action Step zu nehmen und wiederhole Take A Stand, bis es zu allen Action Steps Meinungsbilder gibt, wie gut sie bisher umgesetzt wurden.

Gather Data


Mad, Sad, Glad

Bei mindmatters gibt es eine Variante von Mad, Sad, Glad, die mich immer noch etwas verwirrt, weil sie anders ist, als ich diese Methode in anderen Firmen kennen gelernt habe. Allerdings ist so etabliert, dass ich daran nichts ändern werde, um nicht meinerseits andere Leute zu verwirren.

Bitte die Teilnehmer, folgende Dinge auf Post-its zu schreiben: (5 min)

Dinge, die den Teilnehmer froh machen (Glad) auf grüne Post-its.

Dinge, die den Teilnehmer verärgern (Mad) auf gelbe Post-its. Diese Dinge liegen im Einflussbereich des Teams und können hoffentlich in der Retro gelöst werden.

Dinge, die den Teilnehmer traurig machen (Sad) auf rote Post-its. Das sind Dinge, die außerhalb des Einflussbereichs des Teams liegen und daher nicht in der Retro gelöst werden können.

Während die Teilnehmer ihre Zettel schreiben, hast Du Zeit, die bisherigen Action Steps als Reminder ans Whiteboard zu hängen.

Nacheinander hat jeder Teilnehmer die Gelegenheit einen Zettel vorzulesen, zu erläutern und aufzuhängen. (10 min)

Das Aufhängen geht reihum und jeder hängt immer nur einen Zettel auf, damit jeder gleichmäßig gehört wird und nicht der letzte sich nur noch seinen Vorrednern anschließen kann. Wenn man eine Aussage hat, die schon genannt wurde, darf man diesen zu dem entsprechenden Zettel dazu hängen und dennoch einen neuen Zettel aufhängen.

Cluster (5 min)

Bitte die Teilnehmer nach vorne zu kommen, die aufgehängten Zettel zu gruppieren und dazu ein Oberthema zu finden. Dieses Oberthema sollen sie auf einen anders farbigen Zettel schreiben und dazu hängen. Wenn es Zettel gibt, die keinem Thema zugeordnet werden können, dürfen sie alleine hängen, das sollte aber die Ausnahme sein.

Indem man alle Teilnehmer bittet, gemeinsam zu Clustern, entsteht mehr Dynamik, als wenn einer clustert und der Rest des Teams den Prozess im Sitzen kommentiert.

Dot vote (5 min)

Gib jedem Teilnehmer 6 Klebepunkte und bitte sie, den Themen, in denen sie das meiste Potential sehen und über das sie gerne mit dem Team sprechen möchten, Punkte zu geben. Einzelne Karten, die ohne Oberthema sind, dürfen auch bepunktet werden.

Jeder Teilnehmer darf einen Thema 3 Punkte geben, einem anderen 2 und einem weiteren 1 Punkt. Diese Aufteilung führt in der Regel zu klareren Abständen.

Zähle die Anzahl Klebepunkte auf den Themen. Die Themen mit der höchsten Punktzahl werden vom Team diskutiert, um Verbesserungspotentiale zu identifizieren.

Ziel ist es, Action Steps zu identifizieren, die das Team im nächsten Sprint berücksichtigt, um diese Verbesserung aktiv voran zu treiben.

Generate Insights 


Circle of Questions für zwei Themen (je 30 min)

Bitte die Teilnehmer aufzustehen und einen Kreis zu bilden. Du benötigst einen kleinen Ball, den die Teilnehmer sich zuwerfen können.

Ein Teilnehmer fängt an: Er oder sie spricht einen anderen Teilnehmer mit Namen an, wirft ihm oder ihr den Ball zu und stellt ihm oder ihr eine Frage, die einen Bezug zu dem zu diskutierenden Thema hat. Anschließend setzt sich der Fragesteller.

Der nächste Teilnehmer antwortet kurz und prägnant auf die Frage und ist dann selbst an der Reihe eine Frage zu stellen.

Man darf nur denjenigen eine Frage stellen, die noch keine Frage beantwortet haben. Der letzte stellt dem ersten seine Frage. So ist sichergestellt, dass jeder gleichmäßig involviert ist.

Wenn alle sitzen, beginnt die zweite Runde und wer eine Frage gestellt hat, steht wieder auf.

Wenn alle wieder stehen, bittest Du die Teilnehmer die Augen zu schließen und Dir per Daumen hoch oder Daumen runter folgende Frage zu beantworten:

"Kannst Du Dir einen Action Step vorstellen, der euch helfen würde, euch in Bezug auf Thema XY zu verbessern?"

Wenn keine oder nur wenige Leute die Frage mit "Ja" beantworten, bitte die Teilnehmer die Augen zu öffnen und eine weitere Runde zu machen.

Wiederhole das Vorgehen, bis es Action Steps gibt oder die Zeit zu Ende ist. Gehe dann für das Thema in "Decide what to do" über und wiederhole "Generate Insights" und "Decide what to do" für das zweite Thema.

Indem jeder Teilnehmer einem anderen Teilnehmer eine Frage stellt, konzentriert sich derjenige nicht auf seine eigene Meinung, sondern darauf zu erfahren, was sein Kollege denkt. Das soll eine andere Sichtweise auf das Thema ermöglichen und zu mehr Verständnis im Team beitragen.

Von dem Team weiß ich, dass ihm in Diskussionen manchmal der Fokus fehlt und auch dass die Redezeiten nicht immer ausgeglichen sind. Dazu kommt, dass das Team mit 7 Leuten recht groß ist.

Deshalb wollte ich mit dieser Methode einen Rahmen bereitstellen, der dem Team hilft, effizient Action Steps zu erarbeiten.

Decide what to do


Action Steps erarbeiten (10 min)

Jeder Teilnehmer schreibt den Action Step auf, den er aus der Diskussion erkannt hat.

Anschließend liest jeder seinen vorgeschlagenen Action Step vor.

Fordere das Team auf, die gesammelten Action Steps zu einem oder mehreren zusammen zu führen und Einigkeit darüber zu erarbeiten.

Close the Retro


Aufräumen der alten Action Steps (5 min)

Sieh Dir mit dem Team nochmal die bisherigen Action Steps an und die Meinung, die das Team zu Beginn von der bisherigen Umsetzung des Action Steps hatte. Frage das Team, ob es Action Steps gibt, die sie als erledigt oder obsolet betrachten.

ROTI, Return On Time Invested (5 min)

Frage die Teilnehmer, wie sinnvoll sie die Zeit für die Retro investiert fanden.

Jeder Teilnehmer überlegt sich die Antwort auf diese Frage für sich. Alle Teilnehmer antworten gemeinsam, indem sie ihre Faust heben (Zeichen für: ich weiß meine Antwort) und dann gleichzeitig so viele Finger anzeigen, wie sie für richtig halten.

1 bedeutet, die Zeit war nicht sinnvoll investiert, ich hätte sinnvoller etwas anderes tun können.
3 signalisiert den Break Even, also die Zeit war nicht verschwendet.
5 bedeutet, dass die Ergebnisse so sinnvoll fürs Team und seine Effizienz waren, sodass diese Zeit nicht sinnvoller hätte genutzt werden können.
2 und 4 liegen jeweils dazwischen und sind auch gültige Werte.

Schreibe die einzelnen Ergebnisse auf und errechne den Durchschnitt.


Erfahrungen


Durchführung


Die Teilnehmer haben sich beim Circle of Questions sehr schwer damit getan, Fragen zu finden.

Als zwei Fragerunden beendet waren, konnten sich 4 von 7 Teilnehmern einen geeigneten Action Step vorstellen.

Da ich den Eindruck hatte, dass das Thema so generell und auch größtenteils außerhalb des Einflussbereichs des Teams ist (viele rote Karten), stellte ich spontan weitere Fragen, die die Teilnehmer mit geschlossenen Augen und Daumen hoch oder Daumen runter beantworteten:

"Glaubst Du, dass es überhaupt einen geeigneten Action Step für das Thema gibt?"
Von den 3 Teilnehmern, die sich keinen geeigneten Action Step vorstellen konnten, beantworteten zwei die Frage mit "Vielleicht" und einer mit "Ja".

"Möchtest Du den Circle of Questions noch weiter machen?"
Die Mehrheit antwortete mit "Nein".

Anstatt wie geplant die Teilnehmer den vorgeschlagenen Action Step aufschreiben zu lassen, bat ich dann die 4 Leute, den Action Step zu sagen, damit die 3 anderen sich nicht langweilten.

Das führte dazu, dass die mündlichen Action Steps sehr viel länger formuliert waren, als das auf einer Karte der Fall gewesen wäre.

Ausgehend von den genannten Action Steps bat ich dann das Team, diese zu bewerten, zu konkretisieren und ggf. aufzuschreiben. Dabei achtete ich darauf, dass keiner der initial genannten Action Steps unbeachtet blieb.

Es hat mich überrascht, dass das Team, obwohl es den Teilnehmern so schwer gefallen ist, während dem Circle of Questions Fragen und Antworten zu finden, dann in der offenen Diskussion so viel Zeit zum Reden brauchte.

Ich hatte erwartet, dass wir es schaffen, in der zweistündigen Retro zwei Themen zu diskutieren.

Allerdings hatte ich während der Diskussion den Eindruck, dass ich das Team unnötig hetzen würde, wenn ich auf die Timebox für das erste Thema bestehen würde und es noch Klärungsbedarf gab, bevor das Team zum ersten Thema Action Steps identifizieren könnte. Deshalb habe ich dem ersten Thema auch noch die Timebox für das zweite Thema zugewiesen.

Feedback


Einige Teilnehmer sagten mir, dass sie den Circle of Questions gut fanden.

Ein Teilnehmer regte an, dass man diese Methode vielleicht lieber bei einem konkreteren Thema nutzen sollte und meinte, für das Thema sei es schwer gewesen, Fragen zu finden.

Dass ich die vorgeschlagenen Action Steps immer wieder aufgegriffen habe, habe zu guter Gesprächsstruktur geführt.

Erkenntnisse


Die Diskussion war sehr holprig während der stark strukturierten Methode Circle of Questions (ca 20-30 min) und sehr flüssig, aber auch sehr länglich während der offenen Diskussion (ca 40-50 min). Mich würde interessieren, ob das Format, wenn es gelernt und bekannt ist, flüssiger funktioniert und dann auch den gewünschten Effekt hat. Ich werde den Circle of Questions auf jeden Fall wieder ausprobieren, um besser zu verstehen, unter welchen Bedingungen diese Methode sinnvoll ist.

Jedes Team ist anders. Und je größer das Team ist, umso mehr Zeit braucht es anscheinend für ein Thema.

Vom Plan abweichen ist ok, was zählt ist, dass das Team ein Ergebnis aus der Retro zieht.

Freitag, 16. Oktober 2015

Schiff mit Anker im Sand und Segel im Wind (1 Std. Retro, 4 Leute)

Voraussetzungen


Dauer: 1 Stunde
Team: 3 Entwickler, 1 Product Owner

Vorbereitung


(Die Methoden, die ich hier vorstelle, sind nicht meine eigenen Ideen, sondern stammen aus diversen Büchern, Blogs, aus Erfahrungen als Teilnehmerin an Retros, usw. Ich wandle die Methoden allerdings gern ein wenig ab oder kombiniere sie anders, sodass ich hier vorstelle, wie ich sie durchführe.)

Set the Stage


Review der letzten Action Steps mit Take A Stand (5 min)

Markiere den Boden mit Zetteln mit den Worten "Super", "Ok" und "Furchtbar" in einer imaginären Linie. Halte die bisher erarbeiteten Action Steps des Teams bereit.

Nun soll sich zunächst ein Teilnehmer einen Action Step verdeckt ziehen und vorlesen. Anschließend stellt sich jeder Teilnehmer an der Linie auf, wie er oder sie glaubt, dass der Action Step bereits umgesetzt wurde - von "Super" bis "Furchtbar".

Mache ein Foto vom Team und dem hochgehaltenen Action Step, um den Fortschritt des Action Steps zu dokumentieren. Fordere dann den nächsten Teilnehmer auf, sich auch einen Action Step zu nehmen und wiederhole Take A Stand, bis es zu allen Action Steps Meinungsbilder gibt, wie gut sie bisher umgesetzt wurden.

Gather Data


Was behindert uns, was treibt uns an?

Zeichne ein Schiff mit einem Anker im Sand und einem Segel im Wind. Definiere eine Farbe für Post-its, die den Sand und eine für Post-its, die den Wind symbolisieren. Jeder Teilnehmer soll Dinge aufschreiben, die das Team in seiner Effizienz hindern (Sand) und fördern (Wind).

Die Teilnehmer schreiben die Zettel gleichzeitig und jeder für sich. (3 min)

Während die Teilnehmer ihre Zettel schreiben, hast Du Zeit, die bisherigen Action Steps als Reminder ans Whiteboard zu hängen.

Nacheinander hat jeder Teilnehmer die Gelegenheit einen Zettel vorzulesen, zu erläutern und aufzuhängen. (7 min)

Das Aufhängen geht reihum und jeder hängt immer nur einen Zettel auf, damit jeder gleichmäßig gehört wird und nicht der letzte sich nur noch seinen Vorrednern anschließen kann. Wenn man eine Aussage hat, die schon genannt wurde, darf man diesen zu dem entsprechenden Zettel dazu hängen und dennoch einen neuen Zettel aufhängen.



Generate Insights 


Cluster (5 min)

Bitte die Teilnehmer nach vorne zu kommen, die aufgehängten Zettel zu gruppieren und dazu ein Oberthema zu finden. Dieses Oberthema sollen sie auf einen anders farbigen Zettel schreiben und dazu hängen. Wenn es Zettel gibt, die keinem Thema zugeordnet werden können, dürfen sie alleine hängen, das sollte aber die Ausnahme sein.

Indem man alle Teilnehmer bittet, gemeinsam zu Clustern, entsteht mehr Dynamik, als wenn einer clustert und der Rest des Teams den Prozess im Sitzen kommentiert.

Dot vote (5 min)

Gib jedem Teilnehmer 6 Klebepunkte und bitte sie, den Themen, in denen sie das meiste Potential sehen und über das sie gerne mit dem Team sprechen möchten, Punkte zu geben. Einzelne Karten, die ohne Oberthema sind, dürfen auch bepunktet werden.

Jeder Teilnehmer darf einen Thema 3 Punkte geben, einem anderen 2 und einem weiteren 1 Punkt. Diese Aufteilung führt in der Regel zu klareren Abständen.

Zähle die Anzahl Klebepunkte auf den Themen. Die Themen mit der höchsten Punktzahl werden vom Team diskutiert, um Verbesserungspotentiale zu identifizieren.

Ziel ist es, Action Steps zu identifizieren, die das Team im nächsten Sprint berücksichtigt, um diese Verbesserung aktiv voran zu treiben.

Decide what to do


Offene Diskussion von zwei Themen und Finden von Action Steps (je 15 min)

Deine Aufgabe ist es in dieser Phase, Gesprächsfäden zusammen zu halten und Ideen, die genannt wurden, wieder aufzugreifen, um zu gewährleisten, dass keine Ideen verloren gehen.

Wenn sich die Zeit dem Ende zuneigt, frage das Team, ob sie sich einen Action Step vorstellen können, um sich in Bezug auf Thema XY zu verbessern. Falls bereits Ideen für Action Steps genannt wurden, wiederhole diese nochmal und frage, ob das ein geeigneter Action Step wäre und wenn nicht, wie man aus dieser Idee einen geeigneten Action Step definieren könnte.

Aufräumen der alten Action Steps (5 min)

Sieh Dir mit dem Team nochmal die bisherigen Action Steps an und die Meinung, die das Team zu Beginn von der bisherigen Umsetzung des Action Steps hatte. Frage das Team, ob es Action Steps gibt, die sie als erledigt oder obsolet betrachten.

Close the Retro


ROTI, Return On Time Invested (5 min)

Frage die Teilnehmer, wie sinnvoll sie die Zeit für die Retro investiert fanden.

Jeder Teilnehmer überlegt sich die Antwort auf diese Frage für sich. Alle Teilnehmer antworten gemeinsam, indem sie ihre Faust heben (Zeichen für: ich weiß meine Antwort) und dann gleichzeitig so viele Finger anzeigen, wie sie für richtig halten.

1 bedeutet, die Zeit war nicht sinnvoll investiert, ich hätte sinnvoller etwas anderes tun können.
3 signalisiert den Break Even, also die Zeit war nicht verschwendet.
5 bedeutet, dass die Ergebnisse so sinnvoll fürs Team und seine Effizienz waren, sodass diese Zeit nicht sinnvoller hätte genutzt werden können.
2 und 4 liegen jeweils dazwischen und sind auch gültige Werte.

Schreibe die einzelnen Ergebnisse auf und errechne den Durchschnitt.

Erfahrungen


Durchführung


Beim Clustern gab es zwei Karten, die das Team zunächst als alleinstehend identifiziert hatte. Ich wusste, dass diese jedoch im vergangenen Sprint Probleme bereitet hatten und sah einen Zusammenhang.
Karten, die keinem Cluster zugeordnet werden, kriegen meist im Dot Voting nicht genug Punkte, um diskutiert zu werden. Deshalb stellte ich die Suggestivfrage, ob die beiden Karten nicht doch ein Thema verbindet, nämlich XY.
Ich war mir nicht sicher, ob ich das Team damit zu stark in eine Richtung dränge und habe darauf geachtet, ihnen trotzdem die Möglichkeit zu geben, meinen Vorschlag abzulehnen.

Feedback


Unser Prozessbegleiter meinte, ich solle eine Agenda nutzen, damit das Team orientiert ist, in welchem Schritt der Retro man sich gerade befindet.

Er meinte, er findet es in Ordnung, solche Suggestivfragen zu stellen, damit das Team seine Entscheidung nochmal überdenken kann.

Ich soll nicht "Übung" sagen, wenn ich eine Methode anmoderiere. Stimmt. =)

Erkenntnisse


Da das von mir vorgeschlagene Cluster letztendlich beim Dot Voting die meisten Punkte bekam und sogar drei neue Action Steps erzeugt hat, war in dem Fall mein Gefühl richtig, beim Clustern die Entscheidung des Teams in Frage zu stellen.
Wichtig ist dennoch, dass ich dem Team meine Meinung nicht aufdränge. Das finde ich ist eine schwierige Gratwanderung.

Montag, 5. Oktober 2015

Neue Rolle: Entwickler und Prozessbegleiter

Wir bei mindmatters sind Dienstleister für Agile Software-Entwicklung. Unsere Kunden kaufen unsere Zeit, aber wir machen keine Festpreise. Unsere Projekte finden bei uns im Büro statt, weil wir hier alle Voraussetzungen haben, um agil zu entwickeln: große Tische mit großen Monitoren für Pair Programming, einen Fernseher pro Team für unsere täglichen Code Reviews, die Arena, unseren großeren Meetingraum, mit variabler Anzahl Sitzgelegenheiten, ohne riesige Tische, aber mit riesiger Whiteboard-Wand, jeder Menge Post-its und anderem agilen Zubehör - und natürlich unsere Prozessbegleiter.

Ein Prozessbegleiter ist im Wesentlichen ein Agile Coach und die Aufgaben sind vor allem das Moderieren der Daily Standups, Reviews und Retrospektiven. Darüber hinaus unterstützt der Prozessbegleiter den Product Owner, der vom Kunden gestellt wird, zum Beispiel beim Planning und bei der Erstellung der Roadmap. In manchen Projekten gibt es auch regelmäßige Steerings oder Steuerkreise, in denen die Stakeholder über den aktuellen Projektstand informiert werden, um so den Feature- oder Budgetumfang zu steuern.

Wir haben aktuell vier Projekte unterschiedlichen Umfangs bei mindmatters und zwei Prozessbegleiter - einen unserer Geschäftsführer und unseren Vertriebler. Beide möchten gern weniger Zeit mit Prozessbegleitung verbringen, um sich um andere Aufgaben besser kümmern zu können und da mindmatters auch wachsen möchte, ist die Idee entstanden, einige Entwickler weiterzubilden, sodass diese zu ca. 80% bis 90% in einem Projekt entwickeln können, und ein anderes Projekt in ca. 10% bis 20% ihrer fakturierten Zeit begleiten.

Wir versprechen uns davon einen erweiterten Horizont, mehr projektübergreifenden Erfahrungsaustausch und mehr Flexibilität in der personellen Besetzung. Zum Beispiel könnten wir mal viele kleine Projekte annehmen, ohne dass unsere jetzigen zwei Prozessbegleiter überfordert würden. Es kann aber genauso mal vorkommen, dass wir nur zwei große Projekte haben und keiner der Entwickler zusätzlich auch als Prozessbegleiter benötigt wird.

Der Zeitpunkt für dieses Experiment war günstig, als wir gerade vor die Wahl gestellt wurden, aus einem Projekt einen Entwickler rauszunehmen, um es gemäß Kundenwunsch runterzuskalieren. Wir drei Entwickler, die in Frage kamen, haben gemeinsam offen diskutiert, wer am besten im Projekt bleiben sollte und wer dieses Experiment als erstes starten möchte. Wir alle drei hatten Interesse, waren uns aber unsicher über den tatsächlichen Arbeitsumfang der Prozessbegleitung. Ein Kollege ist erst seit wenigen Monaten bei uns und fühlte sich deshalb in den Prozessen noch nicht sicher genug, der andere hat nur eine 75% Stelle, sodass wir uns entschieden, dass ich mit der Prozessbegleitung starte und den anderen dann von meinen Erfahrungen berichte.

Da ich zunächst ohne Entwicklungs-Projekt bin und einer unserer Prozessbegleiter gerade im Urlaub, nutzen wir diese Zeit erstmal als intensiven Crash-Kurs. Bei allen Projekten außer meinem vorherigen Entwicklungs-Projekt bin ich jetzt als Prozessbegleitung eingestiegen, im Tandem mit dem anderen Prozessbegleiter. 

In den folgenden Posts werde ich vor allem von den Retros berichten, von den Unterschieden in Teamgröße und Dauer, den Methoden und wie gut sie funktioniert haben, dem Feedback, das ich von meinen Kollegen bekomme und welche Erfahrungen ich daraus ziehe.