Montag, 5. Oktober 2015

Neue Rolle: Entwickler und Prozessbegleiter

Wir bei mindmatters sind Dienstleister für Agile Software-Entwicklung. Unsere Kunden kaufen unsere Zeit, aber wir machen keine Festpreise. Unsere Projekte finden bei uns im Büro statt, weil wir hier alle Voraussetzungen haben, um agil zu entwickeln: große Tische mit großen Monitoren für Pair Programming, einen Fernseher pro Team für unsere täglichen Code Reviews, die Arena, unseren großeren Meetingraum, mit variabler Anzahl Sitzgelegenheiten, ohne riesige Tische, aber mit riesiger Whiteboard-Wand, jeder Menge Post-its und anderem agilen Zubehör - und natürlich unsere Prozessbegleiter.

Ein Prozessbegleiter ist im Wesentlichen ein Agile Coach und die Aufgaben sind vor allem das Moderieren der Daily Standups, Reviews und Retrospektiven. Darüber hinaus unterstützt der Prozessbegleiter den Product Owner, der vom Kunden gestellt wird, zum Beispiel beim Planning und bei der Erstellung der Roadmap. In manchen Projekten gibt es auch regelmäßige Steerings oder Steuerkreise, in denen die Stakeholder über den aktuellen Projektstand informiert werden, um so den Feature- oder Budgetumfang zu steuern.

Wir haben aktuell vier Projekte unterschiedlichen Umfangs bei mindmatters und zwei Prozessbegleiter - einen unserer Geschäftsführer und unseren Vertriebler. Beide möchten gern weniger Zeit mit Prozessbegleitung verbringen, um sich um andere Aufgaben besser kümmern zu können und da mindmatters auch wachsen möchte, ist die Idee entstanden, einige Entwickler weiterzubilden, sodass diese zu ca. 80% bis 90% in einem Projekt entwickeln können, und ein anderes Projekt in ca. 10% bis 20% ihrer fakturierten Zeit begleiten.

Wir versprechen uns davon einen erweiterten Horizont, mehr projektübergreifenden Erfahrungsaustausch und mehr Flexibilität in der personellen Besetzung. Zum Beispiel könnten wir mal viele kleine Projekte annehmen, ohne dass unsere jetzigen zwei Prozessbegleiter überfordert würden. Es kann aber genauso mal vorkommen, dass wir nur zwei große Projekte haben und keiner der Entwickler zusätzlich auch als Prozessbegleiter benötigt wird.

Der Zeitpunkt für dieses Experiment war günstig, als wir gerade vor die Wahl gestellt wurden, aus einem Projekt einen Entwickler rauszunehmen, um es gemäß Kundenwunsch runterzuskalieren. Wir drei Entwickler, die in Frage kamen, haben gemeinsam offen diskutiert, wer am besten im Projekt bleiben sollte und wer dieses Experiment als erstes starten möchte. Wir alle drei hatten Interesse, waren uns aber unsicher über den tatsächlichen Arbeitsumfang der Prozessbegleitung. Ein Kollege ist erst seit wenigen Monaten bei uns und fühlte sich deshalb in den Prozessen noch nicht sicher genug, der andere hat nur eine 75% Stelle, sodass wir uns entschieden, dass ich mit der Prozessbegleitung starte und den anderen dann von meinen Erfahrungen berichte.

Da ich zunächst ohne Entwicklungs-Projekt bin und einer unserer Prozessbegleiter gerade im Urlaub, nutzen wir diese Zeit erstmal als intensiven Crash-Kurs. Bei allen Projekten außer meinem vorherigen Entwicklungs-Projekt bin ich jetzt als Prozessbegleitung eingestiegen, im Tandem mit dem anderen Prozessbegleiter. 

In den folgenden Posts werde ich vor allem von den Retros berichten, von den Unterschieden in Teamgröße und Dauer, den Methoden und wie gut sie funktioniert haben, dem Feedback, das ich von meinen Kollegen bekomme und welche Erfahrungen ich daraus ziehe.

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