Montag, 30. November 2015

XP Days 2015 - was ich mitnehme

Die XP Days letzte Woche waren bisher die beste Konferenz, auf der ich war. Die Organisation hat sehr dazu beigetragen, dass man sich mit vielen Teilnehmern und Speakern austauscht und so seine persönlichen Erfahrungen miteinander teilen konnte.

Viele Tracks, eine Mischung aus Vorträgen und interaktiven Sessions, dazu noch einen Nachmittag lang Open Space: http://www.xpdays.de/2015/programm/

Hier eine Zusammenfassung, was ich von den XP Days mitnehme:

Erkenntnisse


Agile Organisationen


Selbstorganisation ohne Führung, die Vision und Ziele vorgibt, führt zu Konflikten, langen Diskussionen, Divergenz und wirkt nicht effektiv.

Um allen transparent zu machen, was der Rahmen ist, in dem Selbstorganisation stattfinden soll, kann man ein „Wer darf was?“-Board erarbeiten, auf dem Thema, Entscheider, Berater und Information dokumentiert werden. Dieses Board wird bei Änderungen in der Organisation upgedated und hilft auch neuen Mitarbeitern, zu verstehen, was von ihnen erwartet wird und was nicht und vermeidet so Enttäuschungen.

Die Theorie vom Organisation Addiction Cycle geht davon aus, dass schädliches Verhalten in Organisationen nur geändert werden kann, wenn man versteht, warum die Organisation davon abhängig ist. Welche Schmerzen werden mit diesen Verhalten kurzfristig gelindert und wie kann man den Schmerz langfristig beseitigen, damit es keinen Grund mehr gibt, auf dieses schädliche Verhalten zurückzugreifen?

Was ist Agile?


Das wichtigste agile Prinzip ist, dass man sich bewusst ist, dass man nie perfekt agil ist, also agil beherrscht. Man kann sich immer noch weiterentwickeln. Leute, die behaupten, sie haben den perfekten agilen Prozess, haben das Grundprinzip nicht verstanden. Genau wie Leute, die "ihren eigenen agilen Prozess" so implementieren, dass er den agilen Prinzipien widerspricht.

Retros


Kontinuierliche Verbesserung ist kein Ziel, sondern eine Methode um andere Ziele zu erreichen, z.B. weniger Stress, mehr Profit, mehr Produktivität, bessere Planbarkeit, mehr Zeit für Weiterbildung… Es ist wichtig, die konkreten Ziele der Beteiligten zu erarbeiten, damit jeder motiviert ist, noch besser zu werden.

Wie man eine Retro gestaltet, ist stark abhängig vom Team, sowohl Dauer als auch Auswahl der Methoden. Eine mögliche Systematik ist
- Team Dynamik
- Kultur
- Für Konfliktmoderation geeignet?
- Vermeiden wenn...

Methoden


Open Space


Bei den XP Days hab ich das erste Mal bei einem Open Space mitgemacht. Macht Spaß und führt zu viel Erfahrungsaustausch, aber jemand der ein Thema erstellt, ist nicht zwangsläufig ein guter Moderator.

Creative Aikido


Methode, um erstmal möglichst viele Ideen zu einem Problem / Thema zu sammeln.

1. A: „Meine Idee ist…“
2. B: „Danke.“
3. B: „Cool daran ist…“
4. B: „Da fällt mir ein…“ (Assoziation, wie man die Idee verbessern / erweitern könnte)
=> A oder C weiter mit 2.

Divergierendes Format, wertschätzt das Positive an der Idee eines anderen anstatt sich auf den negativen Teil zu fokussieren, hilft sich auf Zusammenarbeit und gemeinsames Entwickeln von Ideen einzulassen.

Damit die Ideen im Fluss nicht verloren gehen, könnte man sie mit einer Mindmap bzw. auf Post-its festhalten.

Konsent


Konsent statt Konsens für Entscheidungsfindung in großen Gruppen
1. Mögliche Entscheidung formulieren
2. Abstimmung per Handzeichen
- Ich bin für die Entscheidung: Daumen hoch
- Ich trage die Entscheidung mit: flache Handfläche nach oben
- Ich bin noch nicht abstimmungsbereit: Problem signalisieren -> Erklären: Ich verstehe den Vorschlag noch nicht / Punkt XYZ wurde noch nicht diskutiert
- Ich bin gegen die Entscheidung: Daumen runter -> Ich werde mein Veto erklären und helfen eine bessere Lösung zu finden

Retro Methoden


Motto Retros, z.B. Weihnachts- oder Piratenretros, um mehr Spaß und Kreativität in die Retro zu bringen.

Variante von Take A Stand: Koordinaten und frage zu Werten
- X-Achse: Wie wichtig ist mir dieser Wert?
- Y-Achse: Wie sehr leben wir diesen Wert?

Auskotzretro, wenn gerade extrem schlechte Stimmung im Team:
Fenster malen und das Team soll „Steine“ reinwerfen: Post-its mit Dingen, die sie ankotzen.
Nutzen, um sich davon zu befreien und anschließend wieder zur positiven Betrachtung wechseln.

Für Set the stage und Close the retro das gleiche Format nehmen, um den Kreis zu schließen, z.B. Wetterbericht oder fragen: „Wie glaubst Du ging es Deinem rechten / linken Nachbarn während des Sprints / der Retro?“

Anstatt die Themen, die in Gather Data aufkommen, zu priorisieren und nur zu wenigen Themen Einsichten zu generieren und Action Steps zu finden, kann man auch zu allen Ideen Action Step Ideen sammeln, diese dann priorisieren und die besten Ideen zu Action Steps machen, z.B. mit
- Speed Dating: Zu zweit in wenigen Minuten Ideen zu einem Thema sammeln, dann Thema und Partner wechseln
- Ideen Contest: 2 Gruppen sammeln jeweils Ideen, die Gruppe mit den meisten hat gewonnen. Führt dazu, dass keine Ideen wegdiskutiert werden
- Creative Aikido

Lösungsfokussierte Retros mit Teams, die problemorientiert denken
- Probleme sammeln
- Dahinterliegende Ziele identifizieren: „Was haben wir, wenn dieses Problem nicht mehr existiert?“
- Probleme von der Wand abhängen, Fokus auf die Ziele
- Fragen: „Wie kommen wir zu diesem Ziel? Wozu möchten wir das Ziel erreichen? Für wen möchten wir das Ziel erreichen? Welche Auswirkung hat das für mich / das Team / andere Aussenstehende?“
- Jeden bitten, auf einer Skala von 0 bis 10 anzugeben, wie weit das Ziel schon erreicht ist
- Wenn jemand X > 0 angibt, fragen: „Warum ist es X und nicht 0? Was funktioniert denn schon?“
- Kleine Schritte: „Wie kommen wir auf X+1?“

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